Kennst du das? Du gehst bestens gelaunt zu deiner Boulder- oder Klettersession, triffst einige Freunde, wärmst dich auf und dann das: Du merkst gleich bei den ersten Routen: Heute wird das nichts! Du hast einfach keine Kraft, kannst dich nicht konzentrieren oder es fehlt irgendwie einfach an Motivation alles zu geben?

Das ist ganz normal und passiert wirklich jedem – Auch den Profis. Kraft, Mut, Ausdauer, Motivation. Das alles ist sehr tagesformabhängig und gehört zum Trainingsprozesss einfach dazu. Ich hatte sogar schon das „Glück“ mehrerer solcher Sessions hintereinander zu haben. Das kann ziemlich demotivierend und enttäuschend sein. Doch wie immer im Leben kommt es darauf an, wie man mit einer solchen Tiefphase umgeht.

Denn leider passiert es an solchen Tagen dann häufig, dass man trotzdem versucht, seine übliche Leistung abzurufen und sich hinterher ärgert, wenn dies nicht gelingt. Daraus folgt, dass man genervt und enttäuscht nach Hause geht. Im schlimmsten Fall gibt es sogar mehrere Sessions hintereinander, an denen man nicht auf seinem „normalen“ Level ist. Das kann ganz viele Gründe haben. Zum Beispiel viel Stress auf der Arbeit oder im Privatleben, eine Krankheit im Anmarsch, zu wenig Schlaf, ein zu geringer Blutzuckerspiegel, usw. Oder die Routen sind einfach entgegen der persönlichen Stärken geschraubt. Oft kann man überhaupt nicht sagen an was es liegt.

Ich habe für mich herausgefunden, dass es dann gute Möglichkeiten gibt, damit umzugehen:

  • Man macht eine „Kletter-Kraftausdauereinheit“ daraus, indem man so viele Routen, eine Stufe unterhalb des üblichen Schwierigkeitsgrades klettert, wie man nur schafft. Am besten auch im Überhang. Falls es zu wenige in diesem Niveau gibt, kann man auch noch eine Stufe  weiter drunter gehen. Dies schult nicht nur die Kraftausdauer sondern auch Techniken, bei denen es noch Defizite gibt, beispielsweise meidest du immer Routen mit dynamischen Zügen, Gleichgewicht oder Zangen? Dann ist eine solche Einheit perfekt dafür genau diese schwerpunktmäßig zu trainieren. Auch wenn die Routen z.B. keinen dynamischen Zug vorgesehen haben, kann man einen solchen fast immer irgendwo einbauen, indem man einfach einen oder mehrere Griffe auslässt
  • Andererseits kann man an einem solchen „schlechten Tag“ auch einfach ein paar Übungen im Trainingsbereich Muskelaufbau an der Klimmzugstange, am Fingerboard, mit den Hanteln oder deinem Eigengewicht machen, sich Dehnen oder eine Ausdauereinheit, beispielsweise mit dem Springseil einlegen.
  • Ansonsten kann man auch mal ganz entspannt seine sozialen Kontakte pflegen oder kluge Tipps verteilen 🤓 

Was mir auch ein wenig hilft, ist es, darüber nachzudenken, wo stand ich vor einem Jahr? Oder vor einem halben Jahr? Und du wirst feststellen, dass du im Vergleich dazu selbst an einem schlechten Tag immer noch viel besser als damals bist.

Mentale Gründe

Neben den üblichen physischen Gründen, wie Verletzungen, zu geringer Blutzucker, Kreislaufprobleme u.ä. kann an einer schlechter Leistung ebenfalls die Psyche schuld sein.

Kennst du das? Manchmal will eine bestimmte Route auch nach vielen, vielen Versuchen nicht klappen. Dann versucht man sie beim nächsten Mal nochmal, weil man ganz genau weiß, dass sie gelingen könnte und nicht selten passiert es dann, dass man sie dann beim ersten Versuch toppt. Gefühlt hat man überhaupt nichts geändert und trotzdem gelingt sie. Ich denke das ist oft Kopfsache. Da verknotet sich das Gehirn und man ist nicht so unbefangen, wie man für eine bestimmte Bewegung sein müsste.

Mit Mut verhält es sich ähnlich, er ist ebenfalls tagesformabhängig. Doch wer sich schon mal beim Herunterfallen wehgetan hat, wird in Zukunft eher noch vorsichtiger sein. Für viele Routen verlangt es aber eben nach Mut. Auch mal die Gefahr einzugehen, dass man herunterfallen könnte. Gegen diese Angst, kann ein Sturz- und Abrolltraining helfen. Hierbei kann man lernen kontrolliert zu Fallen und sich abzurollen, ohne sich zu verletzen. Dies muss man eben auch erst einmal üben und lernen. Wenn ihr niemanden kennt, der euch das zeigen kann, könnt ihr einfach mal bei eurer Stammboulderhalle nachfragen, es wird sicher eine Möglichkeit geben, euch von einem Trainer einweisen zu lassen.

Vergleichen

Ein weiterer Punkt für eine schlechte Leistung, könnte bei dem ein oder anderen sein, dass er oder sie sich selbst zu viel Druck macht.

Meine Intention ist es, Spaß zu haben, dass ich stets versuche mich selbst zu verbessern und zu überbieten. Aber ich denke, wenn man sich permanent mit anderen misst und vergleicht, gerade am Anfang, kann das zu sehr großem Missmut führen. Ich denke man sollte das Ganze als Hobby, Fitness, Freizeitbeschäftigung und soziale Komponente sehen. Doch Viele haben einen starken Konkurrenzgedanke der einen, meines Erachtens, im Amateuerbereich nicht weiterbringt sondern eher hinderlich sein kann und zu negativen Gedanken führt, die belastend sind.

Mach dich nicht selbst klein, wenn deine Session mal nicht so gut gelaufen ist! Das ist dein Hobby, du tust es nur für dich, sonst niemanden. Erfahrungsgemäß folgt darauf oft eine Leistungssteigerung im Vergleich zur letzten Hochphase. Auf Regen folgt Sonnenschein 🙂 

Wenn alles klappt

Andersherum wird es auch immer wieder Tage geben, an denen man selbst überrascht ist, wie gut es läuft, einfach alles klappt, was man anfasst, man schafft eine Route nach der anderen, vielleicht sogar eine Stufe über dem normalen Niveau. An diese Tage sollte man immer dann denken, wenn es mal nicht so gut läuft. Umso länger man sich über schlechte Tage ärgert, desto länger wird vermutlich die Tiefphase andauern. Denn mit schlechter Laune klettert es sich meist nicht so gut.

Das waren meine Tipps und Strategien zur Überbrückung von Tiefphasen. Seitdem ich mir diese angeeignet und mir klar gemacht habe, dass es nach jedem Tief wieder bergauf geht, bin ich deutlich weniger mies drauf nach einer schlechten Session. Ich hoffe, dass dir diese ebenso gut weiterhelfen.

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